23.09.2022

Notfallseelsorge im Erzbistum Paderborn

Notfall- und Feuerwehrseelsorgerinnen und -seelsorger bereiten institutionelles Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt vor

Wenn Menschen durch ein traumatisches Ereignis plötzlich in einen Zustand der Hilflosigkeit und Verzweiflung geraten, bietet die Notfallseelsorge Beistand an. Sie ergänzt die Dienste von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei und versucht, seelische „Erste Hilfe“ zu leisten. Neben der Betreuung von Verletzten oder von Personen, die Opfer eines Verbrechens wurden, dem Beistand bei Suiziden oder Suizidversuchen überbringen Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger in Zusammenarbeit mit der Polizei auch Todesnachrichten. Die Notfallseelsorge geschieht in Zusammenarbeit der evangelischen und katholischen Kirche.

Die Notfall- und Feuerwehrseelsorgenden im Erzbistum Paderborn nehmen ihre Verantwortung für die Prävention sexualisierter Gewalt ernst: Bei ihrer Jahrestagung in Paderborn setzten am Mittwoch, 14. September 2022, rund 20 Frauen und Männer, die bei Notfällen oder traumatischen Ereignissen im Einsatz sind, ihre im letzten Jahr begonnene Auseinandersetzung über die geeignete Implementierung eines institutionellen Schutzkonzeptes für die Notfallseelsorge fort. Die Notfallseelsorgenden beleuchteten jetzt einen abgestimmten Entwurf für das Schutzkonzept, der auf Basis einer breiten Beteiligung erarbeitet wurde. Es soll zeitnah in Kraft treten und ist dann die Grundlage, wie mit Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt für die Notfallseelsorge im Erzbistum Paderborn umzugehen ist.

„Der Entwurf des Schutzkonzeptes stellt zunächst die Frage nach Beziehungen in der Notfallseelsorge, in denen sexualisierte Gewalt entstehen kann“, erläutert Monsignore Wolfgang Bender, Diözesanbeauftragter für Notfall- und Feuerwehrseelsoge im Erzbistum Paderborn. Das  Schutzkonzept nimmt alle Gruppen, mit denen Notfallseelsorge zu tun hat, in den Blick: Begleitete, Zugehörige und Notfallseelsorgende sollen gestärkt werden, wenn sie Opfer oder Betroffene sexueller Gewalt werden. Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger müssen die Sicherheit erlangen, diese Gewalt zu erkennen und entsprechend zu agieren, sowie in Strukturen arbeiten, in denen sie weder unangemessen noch übergriffig oder gar rechtswidrig, also strafbar, handeln. Dies wurde bei der Präsentation des Konzept-Entwurfs auf der Jahrestagung der Notfallseelsorgenden deutlich.

Umfangreiche Risikoanalyse

Ein an die Bedingungen der Notfallseelsorge angepasstes Schutzkonzept ist notwendig, weil begleitete Menschen in Notfallsituationen meist emotional stark berührt oder auch tief erschüttert sind. Zudem sieht das Konzept der Notfallseelsorge die Akuthilfe vor, das heißt: In der Regel gibt es nur einen Kontakt. „Das sind nur zwei von vielen Aspekten, die in der Risikoanalyse für den Konzept-Entwurf eine wichtige Rolle spielen“, betont Msgr. Bender die vielen Faktoren, die bei der Finalisierung des Schutzkonzepts zu bedenken sind. Ebenfalls zu berücksichtigende Aspekte seien eine angemessene Sprache, das Distanz-Nähe-Verhältnis und der Körperkontakt. „Gerade in Notfallsituationen entsteht emotionale Nähe und deshalb ist sehr sensibel mit Körperkontakt umzugehen. Im Schutzkonzept müssen dafür ganz eindeutige und verlässliche Rahmenvorgaben getroffen werden“, macht Msgr. Bender deutlich.

Das Institutionelle Schutzkonzept treffe zudem verbindliche Aussagen über die Auswahl und Eignung sowie die Ausbildung von Notfallseelsorgenden und ein angemessenes Qualitätsmanagement. Ebenso sei ein Präventionsbeauftragter oder eine Präventionsbeauftragte zu bestimmen. Wenn der Entwurf, den die Notfallseelsorgenden jetzt diskutierten, final in Kraft gesetzt wird, gelte es, sich mit den anderen deutschen (Erz-)Bistümern und den evangelischen Landeskirchen abzustimmen.

Neben der Beratung des institutionellen Schutzkonzeptes nutzten die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger ihre Jahrestagung, um sich über die Schwerpunkte ihrer Arbeit in den verschiedenen Dekanaten des Erzbistums Paderborn auszutauschen. Dabei spielten auch die Erfahrungen während der Corona-Pandemie eine Rolle. Ebenso informierten sich die Teilnehmenden der Jahrestagung über den Diözesanen Weg 2030+, mit dem das Erzbistum Paderborn sich für seine Zukunft aufstellt.