
Jetzt können wir sie wieder überall sehen: Engel!
In Schaufenstern, in Werbe-Clips, als Tischdeko bei der Adventsfeier oder auf den Weihnachtsmärkten. Kleine, große, schlichte oder kitschige, die einen mit Lockenhaar und goldenen Flügelspitzen, die anderen eher frech und spitzbübisch.
In der Bibel ist immer wieder die Rede von Engeln. Sie beschützen die Menschen, helfen aus ausweglosen Situationen, führen und leiten und verkündigen den Menschen Gottes große Pläne, die er mit ihnen vor hat und die Berufungen, die er ihnen anbietet. Hier sind Engel also Gottes Zuwendung zu uns Menschen.
Auch in den Erzählungen rund um die Geburt Jesu tauchen immer wieder Engel auf:
Der Engel Gabriel verkündet Maria, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen wird. Engel verheißen den Hirten auf dem Feld, dass Jesus im Stall von Betlehem geboren wurde. Josef wird im Traum von einem Engel vor den herrschsüchtigen Plänen des Herodes gewarnt und flüchtet mit seiner jungen Familie nach Ägypten.
Vielleicht haben deshalb die Engel in diesen (Vor-)Weihnachtswochen Hochkonjunktur. Und vielleicht auch, weil diese Zeit doch auch irgendwie eine Zeit der Wunder und Geschichten ist und diese märchenhaften Wesen da gut hineinpassen.
Aber was wäre, wenn Engel nicht nur in unseren Geschichten und Bildern vorkommen würden, sondern wirkliche Menschen wären?
Was wäre, wenn sie nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern jederzeit in unser Leben treten könnten?
Der berühmte Maler und Bildhauer Michelangelo hat einmal gesagt: „Ich habe in dem Steinblock einen Engel gesehen. Und dann habe ich solange gemeißelt, bis ich ihn befreite.“
Und in dem schwedischen Film „Wie im Himmel“ sagt die junge Lena zu Daniel, in den sie sich verliebt hat: „Wenn ich die Augen zusammenkneife, dann kann ich deine Flügel sehen. Flügel gibt’s bei allen. Und ich kann sie schon an einigen Menschen sehen. Und wenn ich fleißig übe, kann ich sie irgendwann an jedem sehen.“
Ich habe das heute mal ausprobiert. Ich habe mir die Menschen, die mir begegnet sind mit Flügeln vorgestellt. Die Menschen, die mir auf dem Weg zur Arbeit begegnet sind, die Kolleginnen im Büro, meinen Nachbarn, der die Mülltonne in die Garage schob, meinen Mann, als er in die Lektüre der Zeitung vertieft war …
Und mit dieser Vorstellung habe ich mich daran erinnert, dass mir in jedem dieser Menschen ein Stück von Gott begegnet. In diesen Menschen, die ich kenne oder auch nicht, die einfach in meinem Alltag auftauchen, kann mir Gott entgegenkommen.
Ich muss nur bereit sein, in ihnen das Gute zu sehen. Und ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch etwas davon in sich trägt. Es zu zeigen, fällt vielleicht dem einen leichter als dem anderen, – aber es ist da, – das Gute, das Göttliche in jedem Menschen.
Und wenn ich selbst mal wieder mürrisch und übelgelaunt durch den Tag schlurfe, dann hoffe ich, dass da jemand ist, der behutsam und liebevoll den Meißel an mir ansetzt und ein Stück vom Engel in mir befreit.
Also, – schauen wir in diesen Tagen die Menschen um uns herum einmal mit einem anderen Blick an und suchen wir den Engel in ihnen.
Und wer weiß? Vielleicht begegnen wir uns ja irgendwo mit zusammengekniffenen Augen.
Bleiben Sei behütet!
Ihre Gisela Fritsche
Dekanatsreferentin