Es war einmal ein Mensch, der liebte den Himmel. Besonders die dunklen Nächte, in denen man die Sterne sehen konnte – klar und still, als würde jemand heimlich Lichter über die Welt streuen. Aber dieser Mensch lebte in einer Zeit, in der viele den Himmel kaum noch anschauten. In den Herzen war es müde geworden. Die Dunkelheit des Winters schien von innen und außen zu kommen – kalt, schwer, manchmal mutlos.
In einer besonders dunklen Nacht stand der Mensch auf einem Hügel, schaute in den Himmel und dachte: „Wie gut täte es, wenn hier ein Stern leuchten würde – nicht oben, sondern hier unten, mitten zwischen den Menschen.“ Und so begann er, Sterne zu verschenken. Nicht aus Gold, aber aus Licht und vor allem aus Hoffnung. Er hing sie auf – einen, dann noch einen, dann drei – und lud die Menschen ein: „Hängt auch einen Stern auf. Lasst uns gemeinsam leuchten, wo es dunkel ist.“
Zuerst zögerten viele. Doch einer machte mit. Dann eine zweite, dann ein Kind, dann eine alte Frau. Bald blinkten die ersten Sterne an Fenstern, an Scheunentoren, in alten Kastanienbäumen. Und Woche für Woche wurden es mehr. Die Straße wurde heller. Die Herzen auch. Wenn man heute an einem Winterabend durch dieses Dorf geht, sieht man sie: die vielen Lichter, die wie Sterne an den Häusern hängen.
Man spürt, dass sie mehr sind als bloße Dekoration. Sie erzählen von einem, der angefangen hat. Ein Mensch, der nicht warten wollte, bis Hoffnung vom Himmel fällt – sondern der selbst den ersten Stern aufgehängt hat. Vielleicht ist er einer von denen, die heimlich Sterne an den Himmel hängen. Nicht oben, sondern hier unten. Zwischen uns.
Diese Geschichte habe ich erfunden. Und doch ist sie irgendwie wahr. Joachim Lauer ist Pastoralreferent in Harthausen, einem kleinen Ort in der Pfalz mit etwa 3.200 Einwohnern.
War es Schicksal, Zufall oder ein Wunder, dass ihn sein Weg im Dezember 2019 durch einige Orte im Pfälzerwald führte, in denen in den Straßen große gelbe Sterne leuchteten und ein Gefühl von Geborgenheit und Zuversicht ausstrahlten. Damit war sein Traum geboren: Wie schön wäre es, wenn auch sein Ort in dieses zauberhafte Licht getaucht würde. Und diese Idee ließ ihn nicht mehr los.
Im Advent 2022 startete er mit seiner Initiative „Hoffnungssterne für Harthausen“ ein Experiment, das im wahrsten Sinne des Wortes eine große Strahlkraft entwickelt hat. Mit vier Herrnhuter Sternen fing alles an. Sie wurden von Joachim Lauer an markanten Plätzen des Ortes aufgehängt und zum Leuchten gebracht: ein großer mit 1,30 Meter Durchmesser über dem Portal der Kirche und drei kleinere in der Krone eines Ahornbaumes, der vor dem alten Pfarrhaus steht. Kirche und Pfarrhaus stehen mitten im Dorf. Von dort aus funkeln die leuchtenden Sterne in die dunkle Nacht und verbreiten nicht nur ein warmes Licht, sondern auch ein Gefühl von Hoffnung, Kraft und Frieden.
Über Spenden können weitere Objekte angeschafft und entzündet werden, sodass in den Dezemberwochen insgesamt 15 Sterne im Dorf erstrahlen. Gleichzeitig versucht der Pastoralreferent seine Idee von den Himmelslichtern weiter zu streuen. Er ruft die Bewohner von Harthausen dazu auf, ebenfalls einen solchen Hoffnungsstern zu erwerben und ihn auf eigenem Grund und Boden leuchten zu lassen. Bereits im nächsten Sommer kann er eine Sammelbestellung aufgeben und im Advent 2023 leuchten 80 weitere Sterne in Harthausen: kleine und große, in Vorgärten und Fenstern, an Häuserfronten in Straßen oder auf dem Friedhof. 2024 kommen wieder 60 Exemplare hinzu. Für den kommenden Advent gab es letztes Jahr schon über 30 Bestellungen.
Lichter der Hoffnung in einer dunklen Zeit, in einer dunklen Welt. Begonnen hat alles mit einer Idee. Und mit dem Traum, sichtbare Zeichen der Hoffnung zu setzen. Einer hat damit begonnen, in einem kleinen Ort in der Pfalz ein Stück Himmel auf die Erde zu holen, mitten in den Alltag und die Herzen der Menschen hinein.
Solche Sternenstreuer und Hoffnungsmenschen brauchen wir überall. Einer muss den Anfang machen. Und auch wenn es ein kleiner Anfang ist, kann etwas ganz Großes daraus werden.
Bleiben Sie behütet!
Ihre Gisela Fritsche
Dekanatsreferentin